Muränen im Schaalsee

Der Schaalsee ist Mecklenburgs tiefster See. An seinem Ufer liegt die kleine Stadt Zarrentin. Vor über 700 Jahren gründeten Nonnen hier ein Kloster. Sie waren fleißige Frauen. Weil sie den ganzen Tag arbeiteten und Bücher lasen, bekamen sie Hunger und großen Appetit.
Eines Tages las die Nonne Elisabeth etwas über ganz leckere Fische. Sie heißen Muränen und sehen aus wie Schlangen oder Aale. Elisabeth lief bei dem Gedanken an das butterweiche Fischfleisch das Wasser im Munde zusammen. Sie erzählte den anderen davon. Nun wollten alle Muränen haben. Doch die lebten weit weg, im Mittelmeer. Mit einer Kutsche würde es viele Wochen dauern, bis sie in Zarrentin ankämen. Die Fische wären dann längst verfault oder vertrocknet. Als sie so überlegten, was zu tun sei, kam wie zufällig der Teufel vorbei. Der sprach: „Na, meine Damen, wollt ihr etwas Leckeres essen? Vielleicht Muränen mit Butter und Zitronen?“ „Liebend gern!“, antworteten die heißhungrigen Nonnen. Da machte der Teufel einen Vorschlag: „Ich fliege nach Italien und hole euch ein paar tolle Muränen. Aber dafür will ich euch später zu mir in die Hölle mitnehmen.“ Die Nonnen hatten zwar Lust auf Fisch, aber auch Angst vor der Hölle. In der Hölle kommen alle Ungezogenen in einen Kessel mit kochendem Wasser. Das tut weh und man wird rot wie der Teufel. Das glaubten die Nonnen. Aber sie wollten Muränen essen. So sagten sie ja und hofften, den Teufel überlisten zu können. Er sollte genau mittags um 12 Uhr wieder da sein und seinen Fang in die Hände der Obernonne legen. Käme er zu spät, dann dürften sie die Fische behalten, ohne in die Hölle zu kommen. Der mächtige Teufel wollte gewinnen und flog los. Die Nonnen aber liefen sogleich in den Kirchturm und drehten den Zeiger der großen Uhr um eine halbe Stunde vor. So schlug die Glocke der Kirchturmuhr zwölfmal, als der Teufel auf dem Rückweg erst über den Zarrentiner See flog, beide Hände voller Muränen. Der Teufel fiel auf die List herein, wurde wütend und ließ die Fische fallen, die sich im See sofort pudelwohl fühlten. Die Nonnen konnten sie nun fischen und jeden Tag Muränen essen, wenn sie wollten.

Schon gewusst?

Der Mann, der diese Sage vor langer Zeit aufschrieb, machte einen Fehler. Es waren keine Muränen, sondern Maränen, die nun im See leben. Diese sehen nicht wie Aale, sondern wie Lachse oder Heringe aus. Wer nach Zarrentin fährt, kann heute noch leckere Maränen essen.

Quelle: Dr. Hartmut Schmied /Riesen Zwerge Fabeltiere / Stiftung Mecklenburg

Muränen im Schaalsee - Plattdeutsch

Muränen im Schaalsee
Zarrentin

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