Auf dem Wege von Dreilützow nach Wittenburg musste man früher an einem dichten Buschwerk vorbei, das hart an der Landstraße wuchs. Hier trieb seit jeher der Teufel sein Wesen. Jeder, der vorüberging, ohne ein Vaterunser gebetet zu haben, wurde vom Bösen angehaucht, sodass er eine dicke Backe bekam oder es vor lauter Ohrensausen kaum aushielt. Zogen Pferde oder Kühe vorüber, so trieb der Teufel mit ihnen anderen Schabernack, indem er sie lahm oder hinkend machte, den Kühen wohl auch die Milch abzapfte.
In Dreilützow wohnte damals ein Bauer, der ganz besonders viel von dem Bösen zu leiden hatte, da sein Vieh oft an dem Gebüsch vorbeimusste. In seiner Not beschloss das Bäuerlein, den Teufel mit List zu fangen. Eines Tages nahm er sein Hausgesinde mit und grub mit den Leuten in der Nähe des Busches eine tiefe Grube. Da er gehört hatte, dass der Teufel besonders lüstern nach Eierspeisen sei, musste seine Frau einen tüchtigen Stapel fetter Pfannkuchen backen. Als die Grube fertig war, schickte er seine Leute nach einer nahen Wiese, wo sie sich verbergen mussten, schärfte ihnen aber vorher ein: "Sobald ich rufe, kommt eilends her mit tüchtigen Prügeln!"
Nun nahm der Bauer einen großen Sechsscheffelsack, legte die Pfannkuchen hinein und spannte den Sack weit auf. Es währte auch nicht lange, so kam der Teufel aus dem Gebüsch und fuhr, vom Geruch der Pfannkuchen angelockt, in den Sack hinein. Rasch band der Bauer den Sack zu. Auf seinen Ruf eilten seine Leute mit festen Knütteln herbei, und nun ging's an ein Dreschen, dass der Teufel drinnen im Sack sich wie ein Wurm krümmte.
Endlich verlegte sich der Böse aufs Bitten und versprach allen goldene Berge, ja noch mehr, wenn sie nur aufhören wollten. Aber der schlaue Bauer ließ sich nicht betören. Er wusste, dass der Teufel nimmer hält, was er verspricht. Er wurde mit dem Sack in die Grube geworfen, und eine Schaufel voll Erde nach der andern fiel auf den Sack, bis die Grube ganz ausgefüllt war. Da steckte nun der Teufel im Sack, und über ihm türmten sich wohl acht Fuß Erde.
Wie lange er daruntergelegen hat, wird nicht erzählt, aber die Gegend um Dreilützow hat der Teufel von da an gemieden.
Autor: Stefan Baerens
Der gefangene Teufel von Dreilützow - Plattdeutsch