Auf der dem Orte Warin gegenüberliegenden Seite des Glammsees
lag vor langer, langer Zeit die Glammburg. Sie war ganz von Wasser
umgeben. Auf ihr lebte der Seekönig. Und in der Burg auf dem Buchen- oder
Klockenberg lebte ein Raubritter. Dieser hatte sich durch viele Raubzüge
großen Besitz angeeignet. Gold, Silber, Seide und Brokat hatte er in seinen Schatzkammern im Übermaß verwahrt. Alles war während seiner Raubzüge gestohlen und geraubt. Eines Tages wurde dieses Treiben den Rittern und Herren der Umgebung über und sie vereinigten sich, um das Raubritternest auf dem Buchenberg auszuheben und den Bösewicht zu vertreiben.
Dieser war jedoch auf der Hut und überfiel seine Gegner in der Nacht vor
der Schlacht. Neun Ritter wurden in diesen dunklen Stunden getötet. Unter ihnen war auch der Seekönig von der Glammburg. Nachdem die Sonne aufgegangen war, kamen die überlebenden Ritter und Schildknappen zusammen und begruben ihre Toten. Über den Gräbern errichteten sie zur Erinnerung neun Hügel; den größten für den Seekönig. Die Tochter des Seekönigs aber liebte ihren Vater so sehr, dass sie am Grab des Vaters einen ganzen Tag hindurch weinte. Wo die Tränen auf den Boden fielen, wuchsen blaue Blumen aus ihnen.
Die Prinzessin ließ sich von keinem Menschen trösten, und als es Abend
wurde, stürzte sie sich verzweifelt in den Glammsee. Seit dieser Zeit erhebt sich in der Johannisnacht mit dem Glockenschlag um zwölf Uhr nachts eine kupferne Brücke aus dem Glammsee. Auf dieser Brücke steht die Prinzessin und bittet um Erlösung. Nur ein Sonntagskind mit einem Kupferpfennig in der Tasche kann den Bann brechen. Mit dem Kupferpfennig soll die Prinzessin von ihrem Schicksal freigekauft werden. Und die blauen Blumen - sie blühen heute noch auf dem Grab des Seekönigs.