Der Fuhrmann und die sieben Jungfrauen

Vor langer Zeit war ein Fuhrmann spät abends von Tempzin nach Warin
unterwegs. Hinter dem Tempziner See, vor dem Wariner Wald, dort, wo
jetzt das Bahngleis verläuft, hielt er seinen Wagen an, um seine Notdurft zu
verrichten. Er kam zu seinem Fuhrwerk aber nicht mehr zurück.

Nach geraumer Zeit gingen die Pferde auf ein unsichtbares Zeichen hin alleine los und blieben in Warin erst vor dem Hause ihres Herrn stehen. Der Fuhrmann wurde von seiner Familie schon lange erwartet. Alle waren nun sehr erschrocken, als sie das Fuhrwerk ohne Kutscher sahen. Zwei Knechte wurden losgeschickt, um nach dem Fuhrmann zu suchen. Sie gingen den ganzen Weg bis nach Tempzin ab, doch der Fuhrmann war nicht zu finden. Am Tempziner See angelangt, rief der erste Knecht laut nach seinem Herren, während der andere Knecht die Umgebung mit einer Laterne ableuchtete. Da war auch der rufende Knecht spurlos verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Der Zweite ließ die Laterne fallen und lief ängstlich nach Warin zurück.
Anderen Tags, nach Sonnenaufgang, kamen die Vermissten doch wieder zu Hause an. Sie erzählten, was mit ihnen in der Nacht geschehen war. Sieben Jungfrauen hatten vor dem Fuhrmann gestanden, getanzt und so herrlich musiziert, dass er ihnen betört gefolgt war. Die Jungfrauen aber tanzten direkt in den See hinein. Der Fuhrmann war so verzaubert, dass er den schönen Jungfrauen ins Wasser folgte. Dem Knecht erging es ebenso. Erst als der Morgen graute, wurden er und sein Herr wieder freigegeben.

Diese wundersame Geschichte allerdings wollte den beiden Männern niemand glauben.

Autor: Hans-Peter Gossel

Der Fuhrmann und die sieben Jungfrauen - Plattdeutsch

Der Fuhrmann und die sieben Jungfrauen
Warin

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