Zwischen Poltnitz und Marnitz erstreckt sich ein tiefer und unzugänglicher Wald, genannt die Ramm. In dieser Gegend befand sich einst ein Dorf, von dem sich nur der Flurname erhielt. Der Ort wurde niemals in einer Urkunde erwähnt, lediglich vom Felde Ramm war 1651 die Rede. Doch wiesen Scherbenfunde in der Ramm daraufhin, dass hier tatsächlich ein Dorf bis etwa ins 15. Jahrhundert hinein gelegen hat. Die Sage lässt an jener Stelle den Riesen Ramm hausen und kennt dazu folgende Geschichte:
In alten Zeiten hauste der Riese Ramm im Wald unweit von Marnitz. Einmal hatte er sich viele große Felsbrocken zusammengetragen und dann nach allen Seiten gebrüllt: „Paßt upp, ick smiet juch alle Dörper entwei! ( Paßt auf, jetzt schmeiß ich euch alle Dörfer entzwei.)“. Dann sagten die Dörfer: „Dau dat nich, Ramm, bliew vernünftig, wi wulln di ok wat schenken. ( Tu das nicht, Ramm bleib vernünftig, wir wollen dir auch was schenken.)“ Die Ziegendorfer schenkten ihm eine Ziege, die Wulfsahler einen Wolf, die Drefahler brachten drei Fohlen, die Drenkower einen Eimer Kirschen, die Jarchower einen Sack Korn und die Griebowschen einen Korb voller Pilze. Aber die Marnitzer sollten ihm ein Mädchen zur Frau bringen, das sollte aber eine Jungfrau mit ganz reinem Herzen sein. Da haben die Marnitzer viel herumgesucht, konnten aber keine finden. Zuletzt haben sie in Herzfeld ein Mädchen beschwatzt und bei ihm abgeliefert. Das war ein toll kratzbürstiges Ding. Ramm wollte ihr nun seine Kraft beweisen und sagte: „Kiek her, min Dirn, nu will ick de Marnitzer in Klump smieten. (Schau her, mein Mädchen, nun will ich die Marnitzer in Klump schmeißen.)“. Er nahm einen großen Stein und warf ihn. Aber er hatte allzu steil gezielt. Der große Felsen kam steil aus der Luft wieder zurück und drückte Ramm selber breit. Auch die Jungfrau kam mit unten zu liegen. Ihre Tränen kommen heute noch unter dem Stein heraus und rinnen in dem Bach entlang, von Ramm nach Poltnitz hin.
Die in der Sage angegebenen Ortschaften werden durch die Art ihrer Abgaben an den Riesen Ramm unterschieden. Es handelt sich hierbei um eine volkstümliche Deutung der Ortsnamen, wobei zum Teil eine richtige Übersetzung aus dem Slawischen erfolgt. Allerdings bezieht sich Drefahl nicht auf Fohlen, sondern bedeutet in seinem slawischen Ursprung: Ort, in dem Holzfäller wohnen. Griebow ist, richtig, der Ort, an dem Pilze wachsen. Drenkow leitet sich von einem Gehölz ab, allerdings nicht vom Kirschbaum. Jarchow bedeutet eigentlich Erbsenort. Der deutsche Ortsname Herzfeld hat mit dem reinen Herzen eines Mädchens nichts zu tun, sondern bezog sich auf einen Hirsch. Nur Marnitz und Ramm selbst finden in der Sage keine Erklärung.