Die Teufelsmühle

Es war da diese schöne Mühle an der alles stimmte und die ihre Arbeit verrichten könnte und den Müller wohlhabend machen könnte, wäre nicht des nachts immer der Teufel erschienen. Er rumorte in den Mahlstuben herum, warf das Werkzeug durcheinander und hielt die Gesellen wach. Ja, er trieb es so arg mit den Gesellen, dass zuletzt keiner mehr in der Mühle arbeiten wollte. Es sprach sich schnell herum, dass die Mühle nicht geheuer sei. Der Müller war verzweifelt. Bald blieben auch die Mahlaufträge aus.

Nach Jahr und Tag kam aber einer, der es dann doch noch einmal versuchen wollte.
Er sagte selbstbewusst: „Frau Meisterin, mach mir mal Essen und Trinken für die Nacht zurecht, denn die erste Nacht möchte ich durchmahlen. Und dann, gibt es hier einen Schulmeister, der auf der Geige spielt?“. Die Müllersfrau wunderte sich über die seltsame Frage. Aber es gab tatsächlich einen Schulmeister, der dann und wann ganz leidlich auf der Geige spielte. Als der Müllergeselle bei ihm auftauchte, fürchtete dieser schon, er solle mit in die Mühle kommen. Doch der Geselle wollte sich nur die Geige ausborgen. Erleichtert gab der Schulmeister die Geige hin.

Auf dem Weg zur Mühle schaute der Müllergeselle an der Fassade der Häuser in den Efeu, bis er ein Amselnest fand. Die Jungen waren gerade flügge. Er nahm eines heraus und steckte es sich unter die Bluse.
Und dann wurde es Abend und das Mahlen begann. Um elf Uhr war der Müller noch wach und hörte das Mahlwerk gehen und sprach zu seiner Frau: „Höre Frau, der Geselle arbeitet noch immer.“
Um Mitternacht begann sonst das Tun des Teufels, das Rumoren und das Quälen der Gesellen. Jetzt hörte man nur das Mahlwerk gehen, aber der Geselle fing nun dazu zu fiedeln an.
„Sollte sich der Teufel schon verzogen haben“, dachte der Müller bei sich. Doch dem war nicht so. Der Teufel kam und er musste tanzen nach der Musik. Der Geselle fiedelte immer wilder. Dem Teufel war es genug und er verlangte nun, der Geselle sollte ihm die Fiedel überlassen, er wolle auch mal spielen.
„Nee,“ sagte der Geselle und fiedelte noch wilder. Aber der Teufel bat und quengelte ohne Unterlass.
„Jee,“ sagte der Geselle nun, „solche Fingernägel, wie du hast, da kannst du unmöglich die Geige spielen. Aber ich kann dir die Nägel ein bisschen reinigen. Schau, hier ist so ein Schraubstock. Leg man dort die Finger ruhig rein, ich habe hier so eine Feile, mit der ich deine Nägel reinigen und fein machen kann.“
Der Teufel besah sich den Schraubstock und legte misstrauisch seine Finger hinein. Der Geselle schraubte fest zu und fiedelte weiter. Da musste der Teufel wieder tanzen.
Nun begann er zu flehen und meinte, er hätte keine Zeit mehr. Es war auch kurz vor dem Schlag der Uhr. Der Geselle schien nicht zu hören.
Zuletzt zog der Teufel heftig an den Fingern um frei zu kommen. Er versuchte es mehrmals. Endlich war er ganz verzweifelt und wild und riss sich die ganze Haut von den Fingern. Er heulte laut auf und wollte dem Gesellen nun ans Leben. Der legte ruhig die Fiedel weg und sagte: „Du kannst mich mitnehmen, wenn du willst, aber nur, wenn du einen Stein höher werfen kannst als ich.“
Das glaubte der Teufel nun leicht zu können. Er griff sich einen Stein und warf ihn wirklich mächtig hoch. Fürchterlich lange dauerte es, bis er zurück zur Erde fiel. Der Geselle aber nahm unauffällig das Amseljunge aus der Bluse und warf es in den Himmel. Das kam natürlich gar nicht zurück.
Da war der Teufel tief beeindruckt und mit dem Glockenschlag um ein Uhr verschwand er und wurde in dieser Mühle nie mehr gesehen. Die Mühle war erlöst.

Autorin: Dorothea Wende

Die Teufelsmühle - Plattdeutsch

Die Teufelsmühle
Spornitz

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