Von Peter Pück

Einst gab es in Schwerin ein Kloster der Franziskaner, an das nur noch die Klosterstraße in der Stadt erinnert. Und so wie das Schloss seinen Schlossgeist „Petermännchen“ hatte, so hatte das Kloster auch einen dienstbaren Geist, den Peter Pück oder Puck.
Puck war aber im Grunde ein böser Teufelsgeist und erst die Dienste im Kloster verpflichteten ihn zu gemäßigtem Treiben.

Am Beginn der Geschichte Mecklenburgs schenkte Graf Gunzelin von Schwerin seiner Frau Gemahlin Oda ein Gut und auf ihren Wunsch hin verlieh er den ursprünglich slawischen Bewohnern das deutsche Recht. Das Dorf wurde später Klein-Brütz genannt, weil in seiner Nachbarschaft deutsche Siedler ein Dorf mit dem Namen Groß-Brütz gründeten.

Über einhundert Jahre später wurde Johannes von Halberstadt als Burgmann zu Schwerin in Brütz genannt. Und der litt sehr unter der Tyrannei eines bösen Hausgeistes.

Eines Tages verirrten sich zwei Franziskanermönche des Klosters zu Schwerin auf dem Rückweg von Lübeck und gerieten bei Einbruch der Dunkelheit zum Hof von Klein-Brütz. Sie baten um Nachtlager und Schutz. Das wurde ihnen gewährt. Herr von Halberstadt bewirtete die beiden Mönche großzügig, denn einer von ihnen war sogar der Vorsteher des Klosters.
Und als es Zeit zur Nachtruhe war, wies er ihnen gerade die Kammer zu, in der der unruhige Poltergeist sein Unwesen trieb und die Bewohner des Hofes nicht zur Ruhe kommen ließ. Er hoffte, dass die frommen Gäste den Unruhestifter vielleicht besänftigen und das Haus von ihn befreien könnten oder dass der den frommen Leuten bestimmt nichts Böses anhaben könne.
Die beiden Reisenden beteten zur Nacht und sehnten sich nach der anstrengenden Reise und dem reichlichen Essen und Trinken nach erholsamen Schlaf in den vorbereiteten weichen Betten. Wie groß aber war ihr Unmut, als sie erleben mussten, dass sich die Betten im Kreise drehten, Kissen und Laken durch die Luft wirbelten und allerhand andere Unruhe die Kammer erfüllte. Sie wurden aus den Betten geworfen und die Betten auf sie gedreht, so dass sie schmerzhafte Stöße bekamen. Kopf- und Fußende wechselten schneller als ein Lidschlag und dazu polterte es und rauschte, so dass an Schlaf nicht zu denken war.
Zuerst versuchte es der Vorsteher mit Gebeten und mit Drohungen, die aber Nichts bewirkten. Nach kurzem Innehalten ging der ganze Tumult erneut los. Ermattet und ergeben sagte der Vorsteher schließlich: „Oh halte doch Frieden, Guter Freund, und höre auf, uns beschwerlich zu sein, ich bitte Dich darum.“
Der Poltergeist verharrte. So freundlich und akzeptabel angesprochen hatte man ihn noch nie! Also antwortete er: „Willst Du mich mieten, so will ich Dir und den Deinen ein unverdrossener Diener sein!“
Der Pater sehnte sich nach Nichts mehr als nach Ruhe und ging so auf das Angebot ein: „In diesem Haus habe ich kein Weisungsrecht, aber ich kann Dich für das Kloster mieten, wenn Du mir Deinen Lohn anzeigst und der akzeptabel ist. Aber lass es jetzt endlich gut sein!“
Da wurde der Geist sanftmütig und froh über seinen neuen Herrn.
„Einen bunten Rock von allerhand Stoff und über und über mit Glocken besetzt sollst Du mir nähen lassen und bis zum Ende meiner Dienstzeit für mich aufbewahren.“
Das versprach der Klostervorsteher zu tun und alsbald waren die Betten auf das Feinste gerichtet und Ruhe herrschte in der Kammer. Die beiden Mönche konnten behaglich bis zum Morgen schlafen.
Beim Frühstück fragte der Herr von Halberstadt die Mönche scheinheilig, ob sie eine gute Nacht gehabt hätten. Da erzählte der Vorsteher aber, was in der Nacht geschehen war und dass er hatte den Geist für das Kloster mieten müssen um Ruhe zu bekommen. Der Gastgeber war sehr erfreut über diese Nachricht und dankte den frommen Herren, dass sie sein Haus von dem unruhigen Geist befreit hatten.

Als die beiden Mönche ihren Weg fortsetzen wollten, saß der Geist in Gestalt eines Affen auf dem Tor und rief: „Ich werde Euch begleiten und beschützen auf Eurem weiten Weg, Ihr Herren, oder gibt es andere Befehle?“
Dem Klostervorsteher war diese Begleitung zuerst gar nicht ganz recht und er versuchte mehrmals, den Geist fortzuschicken oder freizugeben. Aber es half Nichts: Das Kloster hatte von da an den Peter Pück zum Diener. Er hat in der Folge dem Kloster noch manchen guten Dienst erwiesen, bis er mit seinem Schellenrock unter weithin schallendem Glockenklang in die Luft fahren und verschwinden konnte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Klein-Brütz erlangte erst sechshundert Jahre später auf Antrag seines damaligen Besitzers seinen ursprünglichen Namen wieder und heißt seit dem und bis heute Brüsewitz.

Autorin: Dorothea Wende


Von Peter Pück - Plattdeutsch

Von Peter Pück
Brüsewitz

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